Das Krifteler Kulturforum präsentierte den Dokumentarfilm „Streiflichter aus Kriftel“, der Männerchor des Gesangsvereins Liederkranz trat auf – und das Kreisblatt berichtete. Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion veröffentlichen wir hier den Bericht im Wortlaut:
Kriftel – „Die Bude ist voll heute“, bemerkte ein Mann, während er sich einen Weg durch die Stuhlreihen in der Schwarzbachhalle bahnte. Damit brachte der Besucher treffend auf den Punkt, was sich wohl viele Menschen im Saal dachten. Freie Sitzplätze waren bei der Vorführung nämlich Mangelware. Gemeindearchivar Detlef Krause zählte rund 300 Gäste, die der Einladung des Krifteler Kulturforums gefolgt waren. Er sei überwältigt von dem großen Andrang, erklärte der Historiker in seiner Begrüßungsansprache. Auslöser für den Publikumsansturm war ein 70 Jahre alter Schwarz-Weiß-Film.

Die Nachbarstadt Hofheim habe leider kein Kino mehr, stellte Ruth Kugelstadt-Braun Streifen sorgte auch für Lacher fest. „Dafür machen wir jetzt großes Kino“, erklärte die Mitarbeiterin des Kulturforums. Der rund 90-minütige Dokumentarfilm, der die Massen in die Schwarzbachhalle lockte, trägt den Namen „Streiflichter aus Kriftel“. Die Aufnahmen wurden vom Volksbildungswerk – dem Vorläufer des heutigen Kulturforums – in Auftrag gegeben und im November 1954 im ehemaligen Gasthaus „Zum grünen Walde“ uraufgeführt. Schon damals war das Interesse in der Obst- baugemeinde groß. Die Dokumentation musste drei weitere Male gezeigt werden, bis sich die Nachfrage beruhigt hatte. Anlässlich des runden Geburtstags der Filmpremiere brachte Gemeindearchivar Krause die Dokumentation jetzt wieder auf die Leinwand. Im Gegensatz zur Uraufführung wurden die Bilder diesmal nicht über Filmrollen abgespielt, sondern als digitale Kopie von einem Laptop.
Im normalen Kino kommt vor dem Film ein Eisverkäufer in den Saal – in der Schwarzbachhalle stellte sich der Männerchor des Gesangsvereins Liederkranz vor dem Publikum auf. Zur Einstimmung auf den Filmabend sangen die Aktiven die Krifteler Hymne. Dann erreichte die Spannung ihren Höhepunkt: Das Licht im Saal erlosch und der Schriftzug „Streiflichter aus Kriftel“ flackerte über die Leinwand.
Das Erste, was die Zuschauer zu sehen bekamen waren einige Enten, die den Schwarzbach entlang schwammen. Ein Sprecher kommentierte die Eindrücke der Obstgemeinde aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Für Lacher sorgte die folgende Szene, die eine Schulklasse beim Geschichtsunterricht zeigte. An der Tafel stand ein Mädchen, dass sich ausgerechnet beim Wort Kriftel verschrieb. Die Reaktionen im Saal waren besonders ausgelassen, weil sich die damalige Schülerin Juliane Kolb am Sonntag als Zuschauerin in der Schwarzbachhalle befand.
Der Film zeigte ganz unterschiedliche Szenen aus dem Dorfleben der Fünfziger Jahre. Zu sehen war eine Gruppe junger Männer, die als Klappergarde durch die Gassen zog und Eier sammelte. Auch der große Krifteler Fastnachtsumzug und die Arbeit in der Lederfabrik wurden in den Aufnahmen verewigt.
Für Raunen im Saal sorgte ein Bericht über die damalige Bürgermeisterwahl. Als der Sprecher erklärte, dass Bürgermeister Georg Richberg für zwölf Jahre wiedergewählt wurde, reagierte das Publikum überrascht. So lange Amtszeiten kann sich heute niemand mehr vorstellen.
Aus Sicht von Gemeindearchivar Krause sind gerade solche besonderen Einblicke wertvoll. „Das macht den Film so reizvoll“, findet der Historiker. Der hervorragende Zuspruch zum Filmnachmittag, habe sie nicht überrascht, sagt Ruth Kugelstadt Braun. „Damit haben wir fast gerechnet“, so die Mitarbeiterin des Kulturforums. Sie gehe davon aus, dass junge Krifteler und Neubürger neugierig auf die Vergangenheit des Ortes gewesen seien. Manche Alteingesessene seien hingegen schon im Vorfeld auf sie zugekommen. „Ich bin da auch zu sehen“, hätten ihr einige berichtet. SASCHA KRÖNER