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Chöre nehmen den Takt wieder auf 

So berichtet das Kreisblatt an diesem Samstag über die Liederkranz-Aktivitäten.

Das Kreisblatt hat einen längeren Bericht über den Liederkranz Krifdtel veröffentlicht. Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion veröffentlichen wir den Bericht, den Redakteurin Romina Kunze geschrieben hat:

Gute Nachrichten für Vereine und Freizeit-Gruppen: Seit letzten Dienstag entfällt in Hessen die Kontaktbeschränkung für Geimpfte und Genesene. Auch der Gesangsverein „Liederkranz“ mit seinen drei Chören freut sich über den Beschluss – und nutzt ihn prompt, um wieder in Präsenz zu singen und auch hören zu können. 

Das gilt zumindest für den Frauen-Chor „ChoryFeen“. Engellie Stern-Krecker, erste Vorsitzende des Vereins und eine dieser Krifteler Koryphäen, hatte rasch innerhalb der Gruppe eine Umfrage gestartet, ob man auch in persona proben wolle. 13 der knapp 40 Sängerinnen bejahten. Genug um sich im Josef-Wittwer-Haus, wo üblicherweise jeden Dienstagabend geprobt wird, zu treffen. „Natürlich haben sich trotzdem alle getestet und einen Luftreiniger haben wir dort auch“, versichert Stern-Krecker. 

Sie freut sich, ihre Kolleginnen wiederzusehen. Die letzten Wochen wurde ausschließlich über die Online-Plattform „Zoom“ geübt. Da sehe und höre man sich zwar auch, „aber das ist nicht dasselbe“, so die erste Vorsitzende. Zumal bei dem Computer-Programm aufgrund der Sprech-Funktion in der Regel immer nur eine Person zu hören ist. Einen Vorteil hatte dieses technisch bedingte Solo-Singen aber: Dadurch, dass alle gesungen haben, aber nur man selbst und eine weitere Stimme zu hören waren, wurde man sicherer in der eigenen Stimme, erzählt Stern-Krecker. 

Risiko zu groß: Proben nur per Zoom 

Bislang konnten sich aufgrund der Corona-Schutzverordnung in geschlossenen Räumen lediglich zehn Personen mit Abstand zueinander treffen. Sobald eine elfte hinzu kam, mussten alle vollständig geimpft beziehungsweise zweifach Geimpfte und Genesene zusätzlich getestet sein (2G+). In kleineren Gruppen zu proben wäre also theoretisch möglich gewesen, stieß unter den „ChoryFeen“ aber auf wenig Zuspruch. 

Zwar seien alle aus der Frauen-Gesangsgruppe geimpft, das Problem ist laut Stern-Krecker aber, dass alle Mitglieder in einem fortgeschrittenen Alter mit älteren und teils pflegebedürftigen Eltern sind. „Das Risiko, vor die Tür zu gehen, wollten viele daher nicht eingehen“, erklärt sie. 

Deswegen sei man zwischenzeitlich auf die Chorprobe via Zoom zurückgekehrt, auch wenn Präsenztreffen nicht gänzlich ausgeschlossen waren und mitunter auch stattgefunden haben. „Alles zusammenzuhalten war zuletzt schon schwierig“, sagt die Vereinsvorsitzende. 

Einen ähnlichen Tenor stimmt auch Pressesprecher Bodo Knopf an. Neben seiner Vereinsfunktion ist er Teil des Männer-Chors, spricht von einem „Ruhezustand“, in dem sich die Liederkranz-Sänger größtenteils befinden. „Irgendwann tritt auch eine gewisse Sofa-Müdigkeit ein“, resümiert er nach zwei Jahren Corona-Widrigkeiten. 

Von Online-Proben hält er wenig. Den Platz, den es bräuchte, um alle Chor-Stimmen unterzubringen, hatte man nicht. Der Kontakt wurde über regelmäßige Treffen in kleineren Gruppen und Telefonate gepflegt. Bis etwa November probten Knopf und Co. noch auf dem Gelände des Kleingärtnervereins. Überdacht, aber im Freien. Das habe lange gut funktioniert. Dann wurde es zu kalt. „Wer singt schon gerne mit Wollmütze und dickem Schal?“, so Knopf. 

Vergangene Woche haben sich die Sänger des Männer-Chors aber doch noch einmal dick eingepackt und der Kälte getrotzt: Zu Ehren des 90. Geburtstag von Gerhard Jaeger versammelten sie sich vor dessen Balkon und widmeten dem Gemeindefotografen ein Ständchen. Für Knopf ein gelegener und vor allem schöner Anlass, seine Chor-Mitglieder einmal wieder zusehen. Auftritte gab es in den vergangenen Wochen ansonsten schließlich keine.

Auf die Nachrichten von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier am Dienstag reagierte auch er postwendend, einigte sich mit den Liederkranz-Mitgliedern über Whatsapp, Faschingsdienstag die Proben wieder aufzunehmen. „Und das müssen wir auch“, stellt er klar; immerhin haben die Liederkranz-Chöre in diese Jahr noch so einiges vor.

Ende Oktober soll es endlich wieder ein Konzert aller drei Chöre geben. 2020, zum 160-jährigen Vereins-Bestehen, war das eigentlich schon geplant, die Pandemie funkte dem Jubiläumskonzert dazwischen. Am 30. Oktober dieses Jahres soll das Highlight endlich nachgeholt werden. „Spätestens bis dahin muss alles wieder sitzen“, sagt Vorstandsvorsitzende Stern-Krecker.

So vielversprechend die Entwicklung rund um das Coronavirus für das Vereinsleben auch ist, so beunruhigt verfolgt man dagegen die Entwicklung in Osteuropa. Im Sommer wollen die Liederkranz-Mitglieder schließlich in Kriftels Partnerstadt Pilawa Gorna nach Polen reisen, das an die Ukraine grenzt. 

Keine überstürzte Entscheidung 

Überwog zu Beginn der Woche noch die Vorfreude auf die dreitägige Fahrt beim Gesangsverein, stieg spätestens mit dem Angriff russischer Streitkräfte auf die Ukraine am Donnerstag die Sorge beim Liederkranz. Eine überstürzte Entscheidung wollte Knopf, der die Reise weitestgehend organisiert, nicht treffen. Bei der Vorstandssitzung kommenden Dienstag werde darüber beratschlagt werden. „Das Wichtigste ist jetzt erst einmal abzuwarten“, so Knopf. Einen „ganz üblen Beigeschmack“ habe die Fahrt aber. 

Verzichten wolle man auf den Trip nach Polen jedoch nur ungerne; der Bus dafür sei schon bestellt, das Hotel bereits gebucht. Zumal die Reise schon dreimal verschoben werden musste. Und sich auch der Langenhainer Akkordeon-Club anschließen würde. Knapp 70 Teilnehmer wollen in Pilawa Gorna musizieren, und auch ein Ausflug nach Breslau steht auf dem Programm. „Wir bleiben optimistisch“, sagt Stern-Krecker und meint damit alles, was für 2022 geplant ist.