Jahrzehntelang hat er in Kriftel fotografisch festgehalten, was immer sich in der Gemeinde tat. Und er war ein großer Freund der drei Chöre im Liederkranz: Kein Konzert, bei dem er nicht dabei war, zuhörte und natürlich fotografierte. Erst kürzlich feierte er seinen 90. Geburtstag – jetzt ist Gerhard Jaeger gestorben.Zu seinem Tod erschien im Kreisblatt ein Nachruf, den wir mit freundlicher Genehmigung der Redaktion hier veröffentlichen.
Kriftel – Er war der freundliche Mann mit der Kamera. Einer, der gern im Hintergrund blieb, aber zuverlässig immer dabei war, wenn etwas los war in Kriftel. Er hielt aber auch analog wie digital mit seinem Kameraauge fest, wie sich sein Wohnort im Laufe der Jahre entwickelte. Als Dokumentar der Veränderung sah sich Gerhard Jaeger selbst. Einen kostbaren Schatz für die Archive hat er so in gut 65 Jahren geschaffen – und das nicht etwa beruflich. „Das ist mein Hobby“, hat er selbst immer wieder Menschen erklärt, die glaubten, er verdiene seine Brötchen mit der Kamera.
Sie war – in verschiedensten Ausführungen vom rein manuellen Fotoapparat der 1950er Jahre bis zur digitalen Kompaktkamera – sein treuer Begleiter bis ins hohe Alter. Noch beim Fest zum 50-jährigen Bestehen des Freizeitparks hat er sie zum Einsatz gebracht. Es sind wohl die letzten Dokumente, die Gerhard Jaeger von seinem Kriftel hinterlässt. Denn im hohen Alter von 90 Jahren ist der gebürtige Ostpreuße am vergangenen Freitag verstorben.
„Es ist ein großer Verlust – durch sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Schaffen als Fotograf und Chronist, aber auch, weil Gerhard Jaeger ein ganz liebenswürdiger Mensch war, mit dem man immer gern zusammen kam“, würdigte Kriftels Bürgermeister Christian Seitz gestern den Toten.
Seine Liebe zur Fotografie hatte Jaeger in Südfrankreich entdeckt. Auf einem Weingut in der Provence, wo sein Vater ursprünglich als Kriegsgefangener eingesetzt war, gab es Arbeit auch für Sohn und Onkel. Bis 1956 blieb Gerhard Jaeger dort – und gehörte wohl zu den ersten, die nach dem Krieg deutsch-französische Freundschaftsbande knüpften. Der Onkel war zwischenzeitlich zurückgegangen nach Deutschland und hatte als Bäcker in Kriftel ein neues Auskommen und die Möglichkeit gefunden, ein Stück Land an der Lindenstraße zu erwerben. Seinem Ruf folgte dann auch Gerhard Jaeger und fand eine Anstellung in den Farbwerken.
Der neue Heimatort wurde schnell zum Lieblingsmotiv, im Hofheimer Tanzlokal „Traube“ fand der Gerhard Jaeger zudem die Liebe fürs Leben. Mit Ehefrau Evelin, die er nun hinterlässt, war er seit 1960 verheiratet.
Auch die Krifteler Vereine verdanken Gerhard Jaeger viele gute fotografische Dokumentationen ihres Wirkens. So hat er kein Konzert des Liederkranz verpasst, der ihm daher – pandemiegerecht vor der Haustür – zum runden Geburtstag am 14. Februar mit einem Ständchen würdigte.
Im Partnerschaftsverein hat Jaeger den deutsch-französischen Freundschaftsfaden weitergeknüpft, immer wieder war er bei den Begegnungen in Airaines dabei. Einen Verein in der Obstbaugemeinde hat er sogar mitbegründet: Der Krifteler Foto- und Filmclub verliert mit Gerhard Jaeger einen Mann der ersten Stunde.
Der immer bescheidene Chronist mit dem Blick fürs Motiv und dem Auge auch für die, die eher im Hintergrund wirkten, wird vielen fehlen in Kriftel. Schon länger hatte er es mit Rücksicht auf die Gesundheit etwas ruhiger angehen lassen müssen.
Seinen Heimatort hat er mit seinen Bildern beschenkt. Sie sind ein Stück bleibende Erinnerung – auch an Gerhard Jaeger selbst. Barbara Schmidt